Jahresausgabe 1999: Service

Tim Staffel - das Erringen literarischen Ruhms

von Klaus J. Frahm

 

Tim Staffel kommt aus Hessens Norden und hat in Gießen Theaterwissenschaft studiert. "Das war eine Top-Zeit.", sagt er heute. Die Ausbildung bei Andrzej Wirth und René Polleck sei ausgezeichnet gewesen. Inzwischen lebt er in Berlin und schreibt eine regelmässige Kolumne für die "Zeit". Sein Roman "Terrordrom" (Ullstein, 220 S., 12,- DM) wurde von Frank Casdorf für die Berliner Volksbühne dramatisiert und inszeniert. Auch in der alten Grass-Kate, die dem Berliner Senat für Literaturstipendien zur Verfügung steht hat er eine Weile gelebt. "Wo Grass den Butt geschrieben hat habe ich mein neues Buch geschrieben", sagt er nicht ohne Stolz. Geboren wurde Tim in Kassel, in Gießen studierte er von 1987 bis 1992 Angewandte Theaterwissenschaft. Nach dem Studium lebte er eine Weile in Stuttgart, kehrte noch einmal nach Gießen zurück und lebt seit 1993 in Berlin. Auf Gießen läßt er nichts kommen. Poleck habe das Autorentheater am Institut groß gemacht, sagt Tim. Seine erste Arbeit für ein Theater hat seine Karriere erst einmal behindert. Mit dem Theaterstück "Truppen", das er selbst verfaßt und inszeniert hatte, sei er im Theater am Turm auf ein Publikum getroffen, das nicht gebuht und nicht geklatscht, sondern eigentlich gar nicht reagiert habe. Das Stück basiert auf dem letzten Interview, das Michael Kühnen gegeben hatte. Es bot keinerlei Identifikationsmöglichkeit für die Zuschauer und brachte dem Autor und Regisseur Tim Staffel Hausverbot im TaT ein. Inzwischen sind die Arbeitsprobleme, die der Erstling nach sich zog, überwunden. Das erste Buch, "Terrordrom" ist zuerst bei Amman in der Schweiz erschienen und liegt jetzt als Ullstein Taschenbuch vor. Der neue Roman heißt "Heimweh" und erscheint im Februar 2000 im Berliner Verlag Volk&Welt. Heimweh, die Frage nach der Richtung dieses Schmerzes habe ihn animiert, sagt er. Blochs These: "Heimat ist ein Ort, den niemand kennt" sei ihm ein wichtiger Wegweiser gewesen. Ob er, der von Wahlheimat zu Wahlheimat wechselt, den Assoziationshintergrund von "Heimat-Heimweh" richtig ausleuchtet, werden die Leser selbst feststellen müssen. Zur Zeit schreibt der Ex-Wahl-Gießener an einem neuen Theaterstück. "Gas-revival" beschäftigt sich mit der Beteiligung Deutschlands am Kosovo-Krieg. Der Titel läßt die Intention schon ahnen, ob es zur Aufführung kommen wird, steht noch in den Sternen. Schließlich werden Provokationen, wie die im TaT von den Theatermachern nicht so schnell vergessen werden. Tim Staffel befindet sich mit dem Verhalten des Publikums auf sein Kühnen-Stück allerdings in bester Gesellschaft. Bei der Uraufführung von Scott Fitzgeralds erstem Theaterstück gab es auch keinerlei Reaktion des Publikums.