Jahresausgabe 1999:

Lyrik

von Dagmar Titsch

 

Kellerkneipe

In dunklen Kneipen sucht man nicht nach der romantischen Liebe,
in Kellerkneipen findet man Seelenstriptease und Peitschenhiebe.
Rutscht vom Hocker, wiegst in den Hüften,
umgibst dich mit Sinne betäubenden Düften.
Der kürzeste Rock, dem hält der tafperste Mann nicht stand,
am nächsten Morgen macht dich sein Geruch ganz krank.

Sanfte Worte dringen an dein Ohr,
heute Nacht hat er mit dir noch was vor.
Romantische Worte, ein heißer Blick,
heute bist du dran, heut' Nacht gibt's 'nen Fick.

Alles andere als romantisch ...

Reich' ihm die Füße zu zarten Kuß,
stinkende Strümpfe, welch ein Genuß.

Schleckt er romantisch deine Zehen,
in zehn Sekunden hat er einen stehen.
Legt er den Kopf in deinen Schoß,
denkst du die Zeit, was sag' ich bloß.

Sagst du, Liebster, leck' mich Klaus,
kommt ihm die Soße - schon ist es aus.

Die eine, die andere und ich

Drei Frauen in ihrem Unglück prächtig vereint,
Schlappmaul, vernünftig, der Alkohol keimt.
Die Sonne prahlt, die Köpfe glühen,
ein falsches Wort, die Funken sprühen.

Da schlendert ein Knackarsch an ihnen vorbei,
und alle drei, wie sie da sitzen,
fangen an, mächtig zu schwitzen.

Die Einigkeit in der Einsamkeit läßt sie für Sekunden zusammenwachsen,
ist der Arsch vorüber, ist es vorbei.
Das gleiche Thema, einerlei.

Der Tag danach

Meine Welt deiner entrückt,
mein roter Mund dich beglückt.
Heiße Stunden, in denen bin ich dein,
bleibt die Frage, wann werde ich wieder bei dir sein.

Die Zeit vergeht, der Raum bleibt stumm,
schau' ich auf das Telefon, frage ich mich warum,
das schmale Glück auf wackligen Beinen
für mich das Größte - ich muß weinen ...

Leck' mich, du verpilzter Held,
ich bleib in meiner eigenen Welt.


Nacht im Winter

Lange Schatten wirft die Nacht,
legen sich auf dein Gesicht.
Bevor der Morgen erwacht,
weißt du immer noch nicht,

ist es die Dunkelheit oder die Einsamkeit, die an dir nagt.
Der süße Wein im Faß herangereift -
du verstehst, es ist gewagt,
wenn der Alkohol die Macht ergreift.

Da sitze ich nun und trink den Wein,
wünsche, du könntest bei mir sein.,
dann wär ich bis Morgen nicht ganz so allein.